Außenansicht des Generationenhauses

Das Generationenhaus

Rückblick auf eine besondere Geschichte

Die Entstehungsgeschichte des heutigen Generationenhauses in der Filserstraße ist eine Besondere und hat viel mit einer wohlhabenden Balingerin zu tun. Frau Maria Friederike Rösler war es ein Bedürfnis, junge Frauen und Mädchen durch Bildung zu unterstützen, auch diejenigen, die finanziell nicht die Möglichkeiten dazu hatten. Durch ihre finanziellen Mittel entstand das Gebäude der Frauenarbeitsschule, dem heutigen Generationenhaus.

Friederike Rösler

Friederike Rösler wurde am 6. September 1819 als Tochter des Balinger Apothekers Gottlieb Friedrich Märklin geboren. Sie ehelichte den Armenarzt Friedrich Rösler aus Brackenheim, der wie Friederikes Vetter Georg Herwegh zu den Revolutionären von 1848 gehörte und wegen seiner demokratischen Gesinnung 1851 auf dem Hohenasperg inhaftiert wurde. Während eines Strafurlaubs gelang ihm, vermutlich mit Hilfe des Endinger Pfarrers und Landtagsabgeordneten Franz Hopf, die Flucht. Er emigrierte zusammen mit Friederike in die Vereinigten Staaten. In New York gelangte das Ehepaar zu Ansehen und Reichtum. Nach Röslers Tod kehrte Friederike nach Stuttgart zurück, wo sie ein bescheidenes Leben führte. Friederike starb am 28. September 1880 und begünstigte ihre Heimatstadt Balingen in ihrem Testament.

Mit der Anweisung, eine Stiftung zur Förderung der Balinger Jugend einzurichten, hinterließ sie der Stadt Balingen testamentarisch 144.490 Mark - eine Summe, mit der man heute mehrere innerstädtische Gebäude erwerben könnte. Zweck der sogenannten „Rösler-Stiftung“ war laut Stiftungsstatuten zunächst, aus den Zinsen des Stiftungskapitals für je sechs gebürtige Balinger Mädchen und Jungen, „die bedürftig und würdig sind“, Konfirmationskleidung zu kaufen und deren „weitere Erziehung und Ausbildung“ bis zum 18. Lebensjahr finanziell zu unterstützen.

Der Gemeinderat erkannte rasch die Bedeutung dieser Mittel und es drängte sich bald der Wunsch auf, „daß möglichst viele Wohltaten durch die Stiftung geschehen sollten“.

Rösler’sche Frauenarbeitsschule

Wenige Jahre später ging aus den Stiftungsmitteln die sogenannte Rösler’sche Frauenarbeitsschule hervor, die sich zuerst in einem Gebäude in der Wilhelmstraße befand. Sie fand so großen Anklang, dass ein größeres Gebäude errichtet werden sollte.

Im Jahre 1898 wurde das Gründerzeitgebäude in der Filserstraße, das heutige Generationenhaus, fertiggestellt und feierlich eröffnet.

„Töchter jeden Standes“, so hieß es, sollten in diesem Haus die Möglichkeit haben, frauennahe handwerkliche Tätigkeiten zu erlernen. Mit den Stiftungsmitteln Friederike Röslers war diese Schulausbildung auch Mädchen aus ärmeren Haushalten möglich, da das damals übliche Schulgeld von ihnen nicht erhoben wurde.

Aus Dankbarkeit errichtete die Stadt Balingen im Jahre 1882 auf dem Friedhof zum Andenken an die Stifterin das Röslerdenkmal, einen Obelisken aus Sandstein mit Verzierung und Inschrift. Eine Straße in Balingen wurde nach ihr benannt und die Hauswirtschaftliche Schule in Balingen trug bis 2004 ihren Namen.

Viele Balingerinnen können sich noch gut an die Zeit in der Frauenarbeitsschule erinnern. Im Lehrplan standen „Stick-, Häkel-, Filet-, Knüpf- und Flechtarbeiten“, auch das „Kleidermachen“, „Musterschnittzeichnen“ und „Maschinennähen“ gehörte zu den Unterrichtseinheiten. Besonders letzterer Kurs muss sich großer Beliebtheit unter den Mädchen erfreut haben, denn der Gemeinderat beschloss noch im Nachgang der Eröffnung zusätzliche Nähmaschinen für die Frauenarbeitsschule anzuschaffen. Laut Aussage von heutigen Besucherinnen unseres Hauses, konnte man sich hier auch Tipps und Hilfestellungen geben lassen, wenn man mit dem Nähen eines bestimmten Kleidungsstückes zuhause nicht weiterkam.

Zu Spitzenzeiten besuchten 150 Schülerinnen den Unterricht. Im September 1981 musste die Stiftung aufgelöst werden, da das Stiftungsvermögen sich derart verringert hatte, dass die Erfüllung des Stiftungszwecks unmöglich war. Das Restkapital ging als Zuschuss für die Einrichtung zweier Jugendräume an die Evangelische Kirchengemeinde.

Der Bürgerkontakt legt den Grundstein für das heutige Generationenhaus

Seit 1996 ist der BürgerKONTAKT sehr aktiv im Generationenhaus. Er hat sich formiert, um Freizeitangebote für Senioren zu schaffen. Aktuell engagieren sich 25 Personen ehrenamtlich im Cafétreff und bei den Bewegungsangeboten. Im Jahr 2009 wurde das Angebot durch den Elterntreff ergänzt. Seitdem steht das Haus allen Generationen offen. Da wir immer am Puls der Zeit bleiben möchten, haben wir im Sommer 2021 eine Bürgerbeteiligung durchgeführt. So ist garantiert, dass wir auf dem Laufenden bleiben, was die Wünsche, Ideen und Bedürfnisse unserer Bürger betrifft. Wenn Sie mitmachen möchten, melden Sie sich gerne bei uns.

Das Generationenhaus heute: Raum für Begegnungen

Heute verstehen wir uns als Plattform für ehrenamtliches Engagement, unabhängig von Alter, Geschlecht und Herkunft. Wir bieten Räumlichkeiten und Unterstützung in methodischem Vorgehen bei der Arbeit mit Gruppen an.

Damit möchten wir das Gemeinschaftsgefühl in unserer Stadt stärken und echte Begegnungen ermöglichen.

Wer seinem Leben ein „Mehr“ an Inhalt geben möchte, kann im Generationenhaus fündig werden. Das Haus war als Frauenarbeitsschule ein Haus das persönliche Gegebenheiten über Konventionen hinaus ermöglicht und erweitert hat. Dieser Tradition möchten wir nachkommen und unsere Angebote allen anbieten, die Interesse an gemeinschaftlichen Freizeitaktivitäten haben. Wir hoffen auch zukünftig, ganz im Geiste von Friederike Rösler zu handeln und dabei immer innovativ zu sein und zu bleiben.

 

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